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Spitze Feder

Zwei Buchstaben zuviel…

Vor einer neuen Wohn- und Gewerbeliegenschaft holte mich unlängst der neue Sprachgebrauch zum X-ten Mal ein – zumindest, wie ihn ein verschwindend kleiner Haufen Im Gebrauch hat. Die Besucherparkplätze waren mit BESUCHENDE markiert. Mein erster Gedanke: Zwei Buchstaben weniger hätten es wohl eher getroffen und damit gleich zwei Fliegen auf einen Streich geschlagen.
Erwin Kartnaller
• Die Gendersprache erschliesst immer neue Gebiete des täglichen Lebens, obwohl sie eigentlich auf dem Rückzug ist.
• Nicht mal mehr im Strassenverkehr ist man/frau/es vor ihr sicher.
• Probleme schaffen und sie kultivieren scheint ein neuer Volkssport zu sein.

Die Gen­der­sprache, wenn auch eher im Rück­zug, find­et gle­ich­wohl noch da und dort Ein­gang. An Orten, wo man sie nie ver­muten würde. In der 7800-See­len-Gemeinde Unter­siggen­thal, vor den Toren der Stadt Zürich, traf ich auf der Suche nach einem Park­platz vor einem neu errichteten Wohn- und Gewer­be­bau auf die Beschrif­tung BESUCHENDE. Ohlala, der neue Spir­it, vor­wiegend von Stadt­men­schen kul­tiviert, die dank erhöhter Mobil­ität die Flucht aufs Land, zurück in die Natur vol­l­zo­gen haben, während sie sich von der eige­nen men­schlichen Natur immer weit­er ent­fer­nen, schlägt voll durch.

Zwei Fliegen auf einen Streich schlagen

Der vor allem in Städten vor­angetriebene Abbau der Park­plätze macht aus Auto­mo­bilis­ten SUCHENDE, die, so neben­bei erwäh­nt, beim Herumkur­ven auf der Suche nach einem Park­platz zu ein­er zusät­zlichen Umwelt­be­las­tung genötigt wer­den. Mit der Beschrif­tung SUCHENDE hätte man/frau/es aber auch all jene Geschöpfe abholen kön­nen, deren vor­dringlich­stes Prob­lem es ist, sich sel­ber zu verorten: Wer oder was bin ich? (Im einen oder anderen Fall wäre vielle­icht eh LEIDENDE der zutr­e­f­fend­ere Begriff.) Damit wäre dann allen Leuten Recht getan. Ein ele­mentares Prob­lem men­schlichen Daseins hätte einen tre­f­fende Beze­ich­nung erhal­ten und kön­nte im Duden, der Düdin und des Düde­ness auf ewige Zeit­en ver­ankert wer­den.

Der simpel gestrickte Mensch

Der­weil gilt es natür­lich festzuhal­ten, dass wahrschein­lich nicht wenige Erden­be­wohn­er gar nicht so unglück­lich wären, wenn jene Spezies, die sich von der männlichen Form ein­er Sach­beze­ich­nung – wie BESUCHER — ab- und aus­gestossen fühlen, genau aus diesem Grund ihre Aufwartung ver­weigern. An diesem Punkt gilt es im gle­ichen Atemzug eines neuen und leicht­fer­ti­gen Gesprächs­ge­brauchs einzuwen­den, dass natür­lich nur Recht­sex­treme zu solchen Gedanken neigen, wie ich sie hier zu Papi­er bringe. Der Men­sch, unab­hängig seines Bil­dungs­standes, bleibt halt doch sim­pel gestrickt…

Die Frage nach seinem Geschlecht gehört geklärt

Inzwis­chen gibt es ja auch dieses 0,0000etwas Promille von Geschöpfen, die sich mass­los daran stören, dass die Ampel an Fuss­gänger­streifen ein Männlein aufleucht­en lässt. Ist es wirk­lich ein Män­nchen? Wer weiss, was da in der Hose steckt? Die Mode hat ja längst auch Frauen und was es da noch alles geben mag, mit dieser Bein­bek­lei­dung beglückt. Man/frau/es müsste also tiefer forschen, um dem Geschlecht dieses leuch­t­en­den Wesens auf den Grund zu gehen.

Eine unabschätzbare Gefahrenquelle

Wollte man den offen­bar neuen Trend bei der Beze­ich­nung von Park­plätzen kon­se­quent fort­set­zen, müsste sich das Augen­merk schle­u­nigst auf die Frauen­park­plätze in Tief­gara­gen richt­en. Denn: Noch heisst es ja DER Park­platz, und weitaus drama­tis­ch­er: DER Frauen­park­platz. Er ist, oh Graus, männlich geartikelt. Wenn ich es mir aber angesichts der vorherrschen­den Logik genauer über­lege, kön­nen Sternchen und Dop­pelpunk­te in diesem Fall sehr kon­trapro­duk­tiv sein. Wer weiss denn, welch­es der vie­len Geschlechter sich davon ange­sprochen fühlen kön­nte? Wer weiss, welche Gelüste und Nei­gun­gen sich im Vari­anten­re­ich­tum dieser For­men des Men­sch­seins ver­steck­en? Für das weib­liche Geschlecht kön­nte sich daraus eine ganz neue Gefahren­quelle auf­tun.

Was interessiert mich noch die Mehrheit?

Man/frau/es weiss aus mehreren Umfra­gen im ger­man­is­chen Sprachraum, dass eine erdrück­ende Mehrheit von generell über 80 Prozent diese Sprachver­hun­zung des Gen­derns ablehnt. Dank medi­aler Unter­stützung ist sie aber weit­er ver­bre­it­et als es ein­same Rufer in der Wüste sind. Ver­schiede­nenorts ist das Gen­dern in der Amtssprache inzwis­chen ver­boten wor­den, namhafte Zeitun­gen haben es ihren Redak­tion­s­mi­tar­bei­t­en­den eben­falls unter­sagt sich der Sternchen- und Dop­pelpunk­tkul­tur zu unter­w­er­fen, weil eine stetig wach­sende Zahl der Leser­schaft dies unsägliche Prob­lem ein­er neuzeitlichen Spezies mit der Kündi­gung des Abon­nements quit­tiert hat. Es ist auch bekan­nt, dass Pro­duk­te­hersteller, die in ihrer Wer­bung auf diesen Zug aufge­sprun­gen sind und sich damit auf der Seite ein­er obergeilen Orig­i­nal­ität glaubten, mit mas­siv­en Ein­satzbussen kon­fron­tiert wur­den. Sie mussten ihre Botschaft wieder vornehm­lich an jene Men­schgruppe richt­en, die – igitt – den Fortbe­stand unser­er Art sich­er­stellt, genau­so, wie es die Natur in ihrer uner­schüt­ter­lichen Logik vorge­se­hen hat.

Nicht mal die schmutzigste Fantasie hilft

Dazu noch eine Episode: Als ich in Lon­don auswärts Essen ging und den Gang zum WC vol­l­zog – nicht etwa, weil die Kochkün­ste ver­sagt hät­ten – wurde ich etwas über­rascht: Es gab nur noch eine einzige Uni­sex-Toi­lette. Auf der Türe hat­te der Restau­rant­be­treiber in gut les­baren Let­tern ver­merkt: «Set­zen Sie Pri­or­itäten im Leben. Befreien Sie sich wenig­stes hier, an diesem Ort, von einem wahrlich naturgegebe­nen Prob­lem, und bauen Sie Druck ab. Fühlen Sie sich ganz ein­fach als Men­sch».

Vor dem Hin­ter­grund, dass mir vor etwa drei Jahren ein Stu­dent offen­barte, dass an der Uni­ver­sität in Berlin gelehrt werde, dass es unter Men­schen mehr als 90 ver­schiedene Geschlechter geben soll, tauchte die Reak­tion des Lon­don­er Gast­wirtes in ein nachvol­lziehbares Licht ein. Man/frau/es stelle sich mal vor, er hätte «00-Druck­ab­bau-Kabi­nen» für über 90 Geschlechter ein­richt­en müssen. Die hier­für notwenige Bauer­weiterung hätte sich wohl über das ganze Stadtquarti­er erstreckt, und hätte mit Sicher­heit zahllose Bauein­sprachen zur Folge gehabt. Nochmals zu den ange­blich über 90 Geschlechtern, wie sie unsere neue geistige Elite gezählt haben will: Selb­st die schmutzig­ste Fan­tasie hil­ft mir dabei nicht auf die Sprünge, so dass ich es nachvol­lziehen kön­nte. Und irgend­wie habe ich auch keinen Bock darauf!

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